Ein Happy Bean für Hattie - Kapitel 3
Ein Traum wird wahr
Mit den Ellenbogen stützte ich mich auf die Theke und sah mich im Happy Bean um. Während mein Herz aufgeregt in meiner Brust hüpfte, konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen.
Anders als gestern war es heute jedoch vollbracht. Das Happy Bean gehörte mir.
Endlich!
Ein erleichtertes Seufzen verließ meinen Mund, während ich mich in meinem eigenen Reich umsah. Der Termin mit Mr. Grant gestern beim Notar war reibungslos verlaufen. Das Geld war überwiesen und ich durfte mich nun stolze Besitzerin eines Coffee Shops nennen.
Wie aufs Stichwort meldeten sich die Schmetterlinge in meinem Bauch erneut zu Wort, wie sie das in letzter Zeit häufiger getan hatten. Der Ansturm vom Morgen hatte mittlerweile nachgelassen und ich konnte das erste Mal an diesem Tag so richtig innehalten und die Geschehnisse des Vortages sacken lassen. Ich war so unfassbar stolz auf mich. All das Sparen über die letzten Jahre, die extra Schichten, um so viel Geld wie möglich verdienen und beiseite legen zu können, all das hatte sich nun ausgezahlt.
Wenn das nicht nach einer Feier rief!
Am Vorabend war ich zu überwältigt und völlig vom Adrenalin geflasht gewesen, um die Erlebnisse mit anderen würdig feiern zu können. Heute jedoch, als alles allmählich wieder zur Ruhe kam, hatte ich diesen Drang in mir, meine Errungenschaften mit jemandem zu teilen.
Langsam ließ ich den Blick zur Ablage neben der Kasse wandern. Ganz vorne stand eine weiße Visitenkarte mit schlichter, aber nicht weniger eleganter, grauer Schrift. Sie schien mich förmlich aufzufordern, sie zu nehmen und die darauf abgedruckte Nummer anzurufen.
Die Schmetterlinge in meinem Bauch schlugen nun Kapriolen. Sollte ich wirklich?
Anscheinend hatte mein Herz sich bereits dafür entschieden, denn meine Hand streckte sich nach dem kleinen Kärtchen aus. Auch wenn wir uns am Vortag nur zweimal kurz gesehen und lediglich ein paar Worte miteinander gewechselt hatten, so war Sam der erste gewesen, an den ich vor ein paar Minuten, als mir der Gedanke nach einer Feier gekommen war, gedacht hatte.
Ich wollte nichts lieber, als diesen ersten Tag in meinem neuen Leben mit ihm zu verbringen. Also nahm ich einen tiefen Atemzug, griff nach meinem Handy und tippte …
„Ich freue mich wirklich sehr, dass du mich angerufen hast, Hattie.“
Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen, während ich neben Sam auf der Promenade am Strand entlangschlenderte. Am Telefon hatte ich mit ihm vereinbart, dass er mich am frühen Nachmittag vom Coffee Shop abholen würde, damit ich ihm ein wenig von Oaks Harbor zeigen konnte.
Wir waren die Main Street entlanggelaufen, wo ich ihm die kleinen Geschäfte, die den Charme unserer Stadt ausmachten, gezeigt und kurze Anekdoten zu jedem Inhaber erzählt hatte. Ich hatte ihm das Rathaus und den danebenliegenden Festplatz gezeigt, auf dem das ganze Jahr über diverse Veranstaltungen stattfanden. Wir waren an der Highschool vorbeigelaufen, wo Sam interessiert das Footballstadion und die Eishockeyhalle aufgenommen hatte.
Jetzt, drei Stunden später, schlenderten wir besagte Promenade am Lake Michigan entlang. Langsam wurden meine Beine müde. Aber ich war noch lange nicht bereit, unseren Stadtrundgang zu beenden. Die Zeit mit Sam war wie im Flug vergangen. Er hatte Anekdoten von seinen Reisen durch die ganze Welt und Geschichten aus seiner Kindheit in Seattle mit mir geteilt. Wir hatten uns über Mrs. Jefferson und ihre Gang amüsiert und gemeinsam über Kleinigkeiten gelacht, die uns während unserer Tour aufgefallen waren.
Nie zuvor hatte ich mich an der Seite eines Mannes so gefühlt. So wahrgenommen, so gesehen als die Person, die ich wirklich war. Er hatte Fragen zu meinem Leben in Oaks Harbor gestellt und meinen Antworten interessiert zugehört. Zu Beginn hatte er mich zu meinem Kauf vom Happy Bean beglückwünscht und sich ernsthaft für mich gefreut, dass ich mir meinen Traum vom eigenen Geschäft erfüllt hatte, nachdem ich ihm davon berichtet hatte.
„Kannst du dieses Restaurant empfehlen?“
Wir waren vor dem Lake Star angekommen und stehengeblieben. Dass es sich um ein Restaurant handelte, war eindeutig durch die bodentiefen Fenster, die einen beeindruckenden Blick über den See gaben, zu erkennen.
„Das Lake Star?“, fragte ich und zeigte zur Bestätigung mit dem Daumen über meine Schulter.
Sam nickte.
„Auf jeden Fall. Der Koch ist ein wahres Genie, alles auf der Karte ist empfehlenswert und die Aussicht von einem der Plätze am Fenster ist ein Traum, vor allem abends, wenn die Sonne untergeht“, schwärmte ich über mein liebstes Restaurant in der Umgebung.
Aufmerksam sah Sam zu mir hinab und ich musste unwillkürlich schlucken, als sich sein intensiver Blick wie ein Lauffeuer in mir ausbreitete.
„Na dann, Hattie“, grinste er mich an. „Hast du heute Abend schon etwas vor oder möchtest du mich vielleicht auf ein Abendessen ins Lake Star begleiten und die Aussicht von dort genießen?“
Selbst wenn ich nach unserem ausgiebigen Spaziergang genug von ihm gehabt hätte, dieser Blick hätte mich auf jeden Fall umgestimmt.
„Ich kann mir nichts Besseres vorstellen.“
Zaghaft lächelte ich zu ihm hinauf.
„Dann los!“
Damit drehte er sich in Richtung Aufgang, über den man vom Strand aus zum Restaurant gelangt, und streckte seine Ellbogen auffordernd nach mir aus. Sein schelmisches Grinsen gab mir den Rest. Mit klopfendem Herzen hakte ich mich bei ihm unter und spürte sofort die Wärme, die bei der plötzlichen Nähe von ihm ausging und sich in mir ausbreitete.
Ja. Mein Impuls, den Tag mit ihm zu verbringen, war eindeutig der richtige gewesen.
Möchtest du, dass Hatties und Sams gemeinsame Geschichte weitergeht? Dann lass es mich unbedingt wissen und schreibe mir.
Alles Liebe,
Jennas Kaffeekasse
Wenn ihr das Bedürfnis habt, euch für meine Arbeit bedanken zu wollen, ladet mich gerne auf einen Kaffee ein. Ich danke euch!